Höhlentauchen ist nicht ungefährlich. Das beweist die Unfallstatistik und haben erfahrene Technische Taucher schon lange erkannt.
So wurde die Aussage geprägt:
Es gibt mutige Höhlentaucher und es gibt alte Höhlentaucher.
… Mutige, alte Höhlentaucher gibt es nicht!
Besonnenes Verhalten, insbesondere schon bei der Tauchgangsplanung und -vorbereitung, kann Fehler, Selbstüberschätzung und somit Unfälle vermeiden. Die gestiegene Anzahl der Ausbildungen zum Höhlentauchen bei sinkenden Unfallzahlen zeigen, dass sich in den letzten Jahren in Sachen Sicherheit und Qualität einiges getan hat. Es muss auf die Risiken des Höhlentauchens hingewisen werden, um zu zeigen, dass die meisten Fehler vermeidbar sind. Es soll niemand dabei verunsichert werden, sondern für die Gefahren, das richtige Verhalten und Absicherung sensibilisiert werden.
Denn eines steht fest: Höhlen- und Grottentauchen ist ein einmaliges Erlebnis, wenn man die Regeln und Richtlinien beachtet. Nachfolgend werden einige Gefahren- und Fehlerquellen beschrieben, die immer im Zusammenhang mit dem Höhlentauchen genannt werden.
… Auf die Notwendigkeit einer speziellen Ausbildung für das Höhlentauchen
soll hier noch einmal ausdrücklich hingewiesen werden! …
Fehlende Ausbildung
Das bringt uns auch schon zu Fehler Nr.1. Immer wieder versuchen sich Taucher ohne entsprechende Ausbildung im Höhlentauchen. Laut der Zeitschrift „tauchen“ mussten seit 1960 bisher über 400 Taucher von Bergungsteams aus den Höhlen Floridas, Mexikos und der Karibik gerettet werden. Höhlentauchen ist eine Spezialausbildung für den fortgeschrittenen Taucher. Voraussetzung hierbei ist die absolute Sicherheit im Umgang mit der eigenen Ausrüstung, Erfahrung in der Dunkelheit (Nachttauchen) und Beherrschen der grundlegensten Verhaltensregeln in Höhlen (Flossenschlag). Als Einstieg werden die Kurse “ Tauchen in Meereshöhlen“ und „Cavern Diving“ in der Tageslichtzone empfohlen.
Fehlende Führungsleine
Das tiefe Eindringen in Höhlensysteme ohne adäquate Seilsicherung gilt als das Hauptrisiko beim Höhlentauchen. In gut erschlossenen Systemen findet man eine fest verlegte Führungsleine, ohne die der Taucher keine Orientierung hat. Zum Überbrücken von Lücken ohne feste Führungsleine oder zur Markierung des Höhleneingangs dienen so genannte Reels oder Spools (Seilrollen), die jeder Höhlentaucher mitzuführen hat. Eine Erforschung tiefer Höhlensysteme ohne permanente Führungsleine ist nur erfahrenen Höhlentauchern vorbehalten, die den Rückweg immer mit einer Seilrolle und Leinenmarkierungen kennzeichnen. Ohne diese Voraussetzung muss sich der Sporttaucher auf das Grottentauchen (in der Tageslichtzone) beschränken.
Ausfall der Gasversorgung
Nur durch einen technischen Defekt oder mangelhafte Gasplanung kann während des Tauchers die Gasversorgung ausfallen. Beim Höhlentauchen ist daher eine spezielle Gasplanung notwendig, da hier ein Auftauchen nicht jederzeit möglich ist. Um das Risiko des Ausfalls eines Automaten durch technischen Defekt oder Vereisung zu minimieren, wird beim Höhlentauchen grundsätzlich eine zweite unabhängige Luftversorgung mitgeführt. Höhlentaucher verwenden eine Doppelflasche, die über eine Brücke getrennt verschliessbar ist. Beim Ausfall eines Systems wird auf das zweite, redundante System umgestiegen und sofort der Rückweg zum Höhlenausgang angetreten.
Grosse Tiefe
Das Tieftauchen im Freigewässer ist an sich schon nicht ohne Risiko. Die Gefahren potenzieren sich bei gleichzeitigem Eindringen in eine Höhle. Unvorhersehbare Probleme durch Tiefenrausch, Druckzunahme oder verlängerte Dekompressionsstufen lassen das Tieftauchen in Höhlensystemen unverhältnismässig riskant werden. Bei Ausfall einer Atemflasche muss unter Umständen eine notwendige Austauchstufe übersprungen werden, was schnell zu einem Deko-Unfall führen kann. Auch sind Tiefenwechsel in einer Höhle durch z.B. Kamine oder Siphons sehr riskant. Bei plötzlichen Problemen mit dem Druckausgleich kann u. U .ein tieferes Höhlenniveau (mit dem Ausgang) nicht mehr erreicht werden.
Ausfall der Beleuchtung
Schlechte oder gar keine Beleuchtung in dunklen Höhlen oder Grotten, kann zu Orientierungsverlust mit fatalen Folgen führen. Dazu kommt die Steigerung der eigenen Ängste bis hin zur Panik bei Lampenausfall. Sowohl Cavem als auch Cave Diver fiihren neben einer leistungsstarken Hauptlampe immer eine Reservelampe mit. Für das Höhlentauchen ab Zone 2 ist die Mitnahme von zwei Reservelampen verbindlich. Denn Licht ist Pflicht. ..
Kälteeinfluss (Hypothermie )
Das Wasser in Höhlen kann wesentlich kälter sein, als zur Jahreszeit und der Umgebung passend. Bei ungenügendem Kälteschutz (zu dünner Neoprenanzug) kann eine schnellere Auskühlung die Folge sein. Eine Hypothermie (Unterkühlung) erhöht zum Einen das Risiko eines Dekounfalls, andererseits ist die Unterkühlung ab Stufe 2 schon an sich ein Notfall. Bei kalten Umgebungstemperaturen oder Auskühlung im Wasser beginnt der Körper mit den ersten Abwehrreaktionen: Kältezittern und Engstellung der Gefässe. Dies ist schon die erste Phase einer Unterkühlung, die ab 37 °C Körperkerntemperatur beginnt. Nach diesem Abwehrstadium folgt ab einer Körpertemperatur von 34 °C die Erschöpfungsphase. Das Kältezittern hört auf und das Bewusstsein trübt sich ein. Es folgt die Lähmungsphase oder Phase des Scheintodes. Der soweit unterkühlte Taucher wird bewusstlos und ist nicht mehr bewegungsfahig. Es folgen Atem- und Kreislaufstillstand. Abhilfe schafft hier leicht ein angemessener Neoprenanzug (Nass oder Halbtrocken) oder Trockentauchanzug . Bei den ersten Zeichen einer Unterkühlung sollte ein Tauchgang immer abgebrochen werden.
Sediment und Ablagerungen
Eine der Faszinationen beim Höhlentauchen ist das zum Teil unglaublich klare Wasser, da sich Sand, Sediment und Schwebteilchen durch fehlende Strömung oder Brandung setzten konnten. Unbedachte Bewegungen, ein falscher Flossenschlag oder Tauchfehler können das Sediment aber vom Boden aufwühlen. Auch die Ausatemgas lässt mit der Zeit Ablagerungen von der Decke rieseln. Schlagartig kann sich eine vormals gute Sicht in trübes Wasser mit zunehmender Finsternis verwandeln. Die Gefahren sind jetzt Orientierungsverlust, Verirren in der Höhle und Angst bis Panik. Eine gute Ausbildung und die richtige Tauchtechnik kann dieses Problem reduzieren, so dass das Risiko unter Nutzung von leistungsstarken Lampen und einer Leine minimiert werden kann.